
Die meisten Taiwaner*innen praktizieren einen Volksglauben, der daoistische und buddhistische Einflüsse vereint. Zentrum des religiösen Lebens sind die zahlreichen bunten Tempel.
Christ*innen machen nur vier bis fünf Prozent der Bevölkerung aus.
Als chinesischen Volksglauben (chinesisch 中國民間信仰 / 中国民间信仰, Pinyin Zhōngguó Mínjiān Xìnyǎng, (auch als chinesische Volksreligion oder Shenismus bekannt) bezeichnet man das Gemisch aus teils religiösen und teils nicht-religiösen Praktiken, das in den von Chinesen bewohnten Gebieten verbreitet ist. Dieser Glaube besitzt keine eigene Theologie, es gibt keinen Klerus und keine Organisation, der Familienvater zelebriert die Riten mit der Großfamilie wie beispielsweise Hochzeitsriten, Neujahrsriten usw.
In der breiten Bevölkerung – vor allem auf dem Land – besteht die Vorstellung, es existiere eine unsichtbare Sphäre der Gottheiten oder Geister (shén, 神), die verschieden mächtig sind. Dieser Glaube ist vielfältig und lässt sich von anderen in Asien verbreiteten Religionen und Weltanschauungen nicht eindeutig abgrenzen. Er vereint Elemente von Ahnenverehrung, lokalen Kulten (etwa mandschurischer Schamanismus im Nordosten), Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus, Volksglauben und chinesische Geomantie (Fengshui) in sich (siehe auch: Synkretismus und Drei Lehren). Es gibt sehr viele geographische Variationen und Besonderheiten.
Das Jenseits gilt als mit dem Diesseits verwoben und ähnelt ihm stark. In die von Nützlichkeitserwägungen geprägte Glaubenswelt der Chinesen hat später auch kommunistisches und kapitalistisches Gedankengut Eingang gefunden. Konfuzianismus (und heute Kapitalismus und Kommunismus) dienen für gewöhnlich als Anleitung für das tägliche Leben, Daoismus ist bei Exorzismus und Läuterung sinnvoll, für Begräbnisse wendet man sich an buddhistische Priester.